Faszien-Yoga: Faszination der Faszien
von Birgit Pöltl in Gesundheit

In der Yogawelt sind sie derzeit in aller Munde und schon immer sind sie in aller Körper: Die Faszien. Und obwohl es sie eben immer schon gibt und sie in unserem Körper Unglaubliches leisten, ist ihre Bedeutung in Medizin und Trainingslehre erst jetzt erkannt worden. Wie Du mit Yoga deine faszien pflegst....

Was sind Faszien?

Fix ist: Eine gezielte Arbeit an und mit den Faszien – wie sie im Yoga schon seit Jahrtausenden geschieht – lohnt sich. Und kann ganz schön faszi(e)nierend sein ...

So, aber was sind denn jetzt diese Faszien und wie kann man sie sich vorstellen? Nun, bei Faszien handelt es sich um feine, widerstandsfähige, bindegewebsartige Häute. Diese Häute kennen wir zum Beispiel von rohem Fleisch (bitte verzeiht, Yogis), das von einer hauchdünnen, weißen Haut umgeben ist. Oder aber auch vom Schälen einer Mandarine oder einer Orange, bei denen dann dieses weiße „Zeug“ zum Vorschein kommt. Dieses elastische, verbindende und gleichzeitig trennende „Zeug“ beziehungsweise Bindegewebe umhüllt bei uns Menschen jeden Muskel, jeden Knochen, die Organe und Nerven und bildet ein riesiges Netzwerk ohne Anfang und Ende durch unseren ganzen Körper.

Unsere Faszien sind nicht immer gleich – es gibt welche, die hauchdünn sind und welche, die mehrere Millimeter dick sind. Doch immer, immer sind Faszien von einer Vielzahl von Rezeptoren und Nervenzellen durchzogen. Man könnte fast sagen: das Faszien-Netzwerk ist ein genauso wichtiges Sinnesorgan wie Augen, Ohren, Nase oder Haut.

Faszien und ihre Jobs

Faszien haben im Körper ganz schön viel zu tun. Hier eine Liste ihrer „Arbeitsfelder“:

  • Stabilität

Faszien halten uns aufrecht. Ein stabiles und flexibles Bindegewebe ist Voraussetzung dafür, dass unsere Bewegungsapparat und unser muskuläres System funktionieren. Zudem nimmt man eine kraftvolle und gleichzeitig geschmeidige Statur als ästhetisch wahr.

  • Schutzfunktion

Faszien halten uns gesund. Sie begrenzen die Ausbreitung von Infektionserregern und bieten krankheitserregenden Elementen die Stirn. Gut trainierte Faszien wirken als Stoßdämpfer, schützen vor Verletzungen und bilden die Grundlage für Heilungsprozesse des Bindegewebes.

  • Kraft & Beweglichkeit

Faszien machen uns flexibel und kräftig. Ein gut trainiertes und geschmeidiges Faszien-Netzwerk beeinflusst die Flexibilität im Körper, die Kraftentwicklung und Kraftübertragung, aber auch die Feinmotorik einer Bewegung positiv. Darum ist nicht nur das Trainieren von Muckis, sondern auch das Trainieren der Dehnbarkeit so wichtig. Ohne Faszien-Aktivität wäre es auch beispielsweise gar nicht möglich, sich zu bücken und wieder nach oben zu kommen oder einen Gegenstand zu heben. Durch eine gewisse Vorspannung des Faszien-Gewebes kann die Kraftleistung erheblich verbessert werden. Beim Faszien-Training werden nicht einzelne Faszien bzw. Muskeln angesprochen und trainiert, sondern gesamte Muskelketten werden synchron angesprochen. (Bei Gewichthebern hat man festgestellt, dass deren „gewichtige“ Arbeit zu 80 % von den Faszien übernommen werden; nur 20 % der Arbeit wird muskulär verrichtet.)

  • Transportfunktion

Faszien bewegen die Lymphe. Vielmehr sorgen sie dafür, dass die Lymphflüssigkeit zwischen ihnen abgeleitet wird. Jede Muskelbewegung ist nämlich gleichzeitig Faszien-Bewegung wodurch die Lymphe „im flow“ bleibt.

  • Kommunikation und Propriozeption

Das körperweite Netzwerk der Faszien erhält die strukturelle Integrität. Das heißt, es sorgt dafür, dass die Teile des Körpers zu einem Ganzen zusammengefügt sind, bleiben und miteinander in Kontakt stehen. Die zahllosen Rezeptoren geben unentwegt Informationen zu unserer Lage im Raum (Propriozeption genannt) und ermöglichen so koordinierte Bewegungen ohne umzufallen. Nicht wie früher vermutet die Rezeptoren in den Gelenken, sondern das gesamte Faszien-Netzwerk gibt Rückmeldung über die Lage im Raum.

Faszien-Pflege und ihre Bedeutung

Gerade weil Faszien in unserem Körper ganz schön viel zu tun haben, wollen die Faszien gepflegt, gestärkt und bei guter Laune gehalten werden. (ist ja bei uns Menschen nicht anders, oder?) Faszien bestehen zu einem großen Teil aus kollagenen Strukturen, die auf mehrdimensionale Bewegung reagieren. Kollagene Fasern sind im Optimalfall gitter- und wellenartig angeordnet, um elastisch und entspannt zu bleiben. Kommt es nun aufgrund von Verletzung oder Lebensstil zu einem Bewegungsmangel bzw. zu einer Vernachlässigung der Faszienpflege, führt dies zu einer „multi-direktionalen Architektur des Fasernetzwerkes“ auch „Verfilzung“ genannt. Die Folge davon: die Faszien sind beleidigt, verkleben, ja verhärten sich sogar. Die Folge davon: unsere Bewegungsfreiheit und Leistungsfähigkeit werden eingeschränkt, die Versorgung der Körperregionen reduziert und am Ende büßen wir Lebensqualität und Gesundheit ein.

Lebensqualität auch deshalb, weil der Zustand der Faszien unseren Körper- und Seelenzustand widerspiegelt. Sind wir z. B. traurig, erschlaffen Teile des Körpers, die Schultern fallen nach vorne, der Nacken ist verspannt usw. Sind wir zufrieden und stolz, gehen wir mit einer erhabenen Haltung durch das Leben. In beiden Fällen wird unsere Umwelt mit einem Spiegel auf uns reagieren: traurig oder glücklich. Ein geschmeidiger und gleichzeitig kraftvoller Körper strahlt Gesundheit und Eleganz aus, ist widerstandsfähig gegenüber äußeren Faktoren und besitzt ein hohes Maß an Resilienz (= Widerstandsfähigkeit). Frei nach dem Motto „Use it or lose it“ passen sich die Faszien unseren Bewegungsgewohnheiten an. Sie werden unbeweglich, wenn wir sie nicht nutzen oder geschmeidig bei richtiger und regelmäßiger Bewegung.

Mit Yoga die Faszien pflegen

Wie jetzt also die Faszien pflegen? Glücklicherweise finden wir im Yoga jede Menge Möglichkeiten, die Faszien bei Laune zu halten. Diese sind:

  • Dehnung (AED: Anspann-, Entspann-, Dehn-Methode)

Mit gezielten Dehnungen tun wir nicht nur den Faszien, sondern dem ganzen Körper etwas Gutes. Das beginnt schon früh am Morgen: sich einmal in alle Richtungen zu bewegen und zu rekeln ist ein wunderbarer Start in den Morgen.

  • Atmung

Rezeptoren (im speziellen Ruffini-Rezeptoren) reagieren unter anderem auf lang anhaltenden und wechselnden Druck mit einer Senkung der Syphathikus-Aktivität mit der eine Entspannung eingeleitet wird. Über die Atmung kann dieser Vorgang hervorragend eingeleitet werden.

  • Wechsel von Geschwindigkeit, Abfolge und Intensität

Wer die Abwechslung liebt,lässt den Alltag tanzen heißt es! Das gilt auch für Faszien. Variieren Sie, experimentieren Sie und halten Sie so Ihr Bindegewebe bei Laune.

  • Embodiment – sich im Körper zu Hause fühlen

Achtsamkeit ist ein strapaziertes Wort – nicht nur im Yoga. Jedoch ist es ein wesentlicher Teil der Arbeit im Yoga: Je achtsamer und aufmerksamer wir Yogaübungen praktizieren, desto m ehr Wirkung zeigen sie.

  • Entspannung

Über das Bindegewebe kann eine tiefe Entspannung in den ganzen Körper geleitet werden. Schon in wenigen Minuten der Entspannung beginnen sich Faszien neu zu organisieren und so Spannungsmuster nach und nach aufzulösen.

  • Anti-Stress

Durch Achtsamkeit und Bewegung können wir den Weg zurück schaffen: vom entkrampften Körper in den gelösten Geist. Dieses Wissen nutzen wir im Yoga gerade in stressigen Situationen indem wir den Körper in eine gute Ausrichtung bringen, kann auch der Geist klar und positiv bleiben.

  • Ernährung

Eine schlechte Ernährung wirkt sich ungünstig auf den Stoffwechsel in den Faszien aus. Übersäuerung entsteht vor allem durch Genussmittel wie Kaffee, Alkohol und Nikotin aber auch durch eine Lebensweise mit zu viel Stress. Da Faszien zu einem großen Teil aus Wasser bestehen, kann allein durch ausreichendes Trinken von ungesüßten Getränken eine rasche Verbesserung erzielt werden. Wie Schwämme werden Faszien bei Austrocknung oder „Aushungern“ steif und unbeweglich. Viel Wasser und eine abwechslungsreiche Ernährung bringen die Geschmeidigkeit wieder zurück und lassen die Faszien schwammartig aufatmen.

Und jetzt?

Tatsache ist: man kann Faszien NICHT nicht bewegen und Faszien sind eigentlich auch ziemlich pflegeleicht. Damit Du jedoch einen guten Einstieg in die Faszien-Pflege bekommst, findest Du unter den Yoga-Videos spezielle Übungssequenzen zu diesem Thema.

Wir wünschen eine gute Faszien-Pflege!

Birgit

Faszien Yoga für zuhause

Inzwischen ist auf YogaMeHome ein umfassender Online Kurs zum Thema Faszien Yoga von Daniela Meinl, einer der führenden Faszien-Trainerinnen Deutschlands erschienen. In 6 Einheiten, die jeweils aus Theorie und Praxis bestehen, zeigt sie Dir alles, was Du rund um Faszien-Yoga wissen solltest. Dieser Kurs eignet sich nicht nur für Yoga-LehrerInnen, um den eigenen Unterricht mit Übungen aus dem Faszien-Yoga zu bereichern, sondern ist gedacht für alle, die ihre eigene Yoga-Praxis erweitern möchten.

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Birgit Pöltl

Spezialistin für Anusara Yoga und Herausgeberin der YogaZeit

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