Ahimsa leben - Jetzt wichtiger denn je
von Bettina Schuler
in
Inspiration
Ahimsa bedeutet Gewaltlosigkeit und ist eines der wichtigsten Prinzipien der indischen Philosophien. Hier erfährst du, warum es gerade jetzt für Yogalehrer*innen so wichtig ist, Ahimsa bewußt zu leben.
Gerade sind wir alle verunsichert. Ganz gleich, ob wir Yogalehrer*in oder Schüler*in sind. Denn niemand kann uns sagen, wie unser Alltag in zwei Wochen aussehen wird. Eine gute Gelegenheit, um sich auf die yogischen Werte wie Ahimsa zurück zu besinnen und wieder Orientierung für das eigene Handeln zu finden. Auch oder gerade als Yogalehrer*in.
Ahimsa - Keine Gewalt in Worten und Taten
Ahimsa ist eines der yogischen Prinzipien, das die meisten von uns kennen. Und die Vorstellung, dass wir alle in Frieden miteinander leben und wir niemanden in Worten und Taten Gewalt antun, ist eine wunderschöne Idee.
Im Alltag sieht das leider ganz anders aus. Denn selbst wenn wir uns an Ahimsa orientieren, kann es immer wieder geschehen, dass wir jemanden unbeabsichtigt verbale Gewalt antun. Das weiß ich aus eigener Erfahrung. Auch ich habe schon oft mit meinen gut gemeinten Ratschlag genau das Gegenteil bei meinem Gegenüber bewirkt.
Leider sehr häufig.
Denn natürlich empfindet meine Freundin, die jeden Tag von 8 bis 16 Uhr arbeitet, danach ihre beiden zweijährigen Zwillinge im Kindergarten abholt, nach Hause rennt und nachdem sie Essen gekocht hat und müde ins Bett fällt, meinem Tipp, dass sie einfach jeden Tag Yoga üben muss, um gelassener zu werden, als arrogante Ratschlag einer freischaffenden Mutter mit einem halbwegs erwachsenen Kind empfindet.
Und damit hat sie natürlich absolut Recht. Doch leider begehe ich immer wieder den Fehler, von mir auf andere zu schließen und übersehe dabei komplett, dass mein Gegenüber in einer ganz anderen Lebensphase oder Situation steckt. Eine Sichtweise, durch die ich den anderen mit meinen Worten unbeabsichtigt verletzte.
Ahimsa: Sich in die Welt des Gegenübers hineinversetzen
Diese unterschiedlichen Lebensumstände, die es in unserem normalen Alltag schon gibt, werden gerade eben durch Corona nur noch weiter verschärft. Denn indes die einen gemütlich zu Hause im Schlafanzug ins Home Office gehen oder sogar komplett freigestellt sind und endlich Zeit haben, um ihre Küche zu streichen, müssen andere im Krankenhaus Extraschichten schieben oder um ihre berufliche Existenz bangen.
Die Welten, die in dieser Zeit aufeinander prallen könnten nicht unterschiedlicher sein. Daran sollten wir auch denken, wenn wir als Lehrer*in Yogavideos bei Instagram oder YouTube zur Verfügung stellen. Gerade online, weiß man nicht, wo man denjenigen, der sich das Video anschaut, abholt.
Denn für eine Krankenschwester, die nach einer langen Schicht sich einfach nur ein wenig bewegen und strecken will, können Ratschläge wie "dass man doch jetzt endlich die Zeit dafür hat, um den Kopfstand zu lernen", perfide wirken.
Andere wiederum, die aus Angst vor dem was kommt, wie gelähmt sind und mit dem Video vielleicht nur ein wenig Kraft tanken wollen, können sich durch einen solchen Satz nur noch schlechter fühlen, weil sie den Eindruck gewinnen, dass sie die Einzigen sind, die diese Zeit wie man so schön sagt, nicht produktiv nutzen. Und so kann es sehr schnell passieren, dass das gut gemeinte Video, das man online stellt, bei den Zuschauern genau das Gegenteil bewirkt.
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Yoga ist kein Tool zur Selbstoptimierung
Deshalb sollten wir gerade in der Corona-Zeit noch mehr denn je darauf achten, was wir nach Außen schicken und welche Botschaft wir mit unserem Video senden. Wir sollten darauf achten, dass wir mit dem, was wir sagen, auf niemanden noch mehr Druck ausüben oder suggerieren, dass wir diesen Ausnahmezustand nutzen müssen, um eine neue Sprache zu lernen oder das Buch zu schreiben, was schon lange in unserer gedanklichen Schublade liegt.
Denn das verstößt nicht nur gegen das Prinzip von Ahimsa, sondern auch gegen die Kernessenz des Yoga: Das Yoga eben kein Tool für Selbstoptimierung ist, sondern ein Weg, mit dem wir mehr bei uns und in der Gegenwart ankommen. Lieber sollten wir versuchen, den Druck aus dieser Zeit zu nehmen. Unseren Schüler*innen sagen, dass es absolut okay ist, nichts hinzubekommen und Angst zu haben.
Ja, vielleicht sogar von den eigenen Ängsten sprechen. Denn Yoga ist nicht nur Asanapraxis, es schafft auch Community. Und wenn es etwas ist, was wir aus dieser Krise mitnehmen können, dann die Hoffnung, dass wir vom ICH zukünftig mehr ins WIR kommen.
Und genau dafür ist das Yoga das perfekte Tool.
Ich wünsche dir eine gute Zeit und bleib gesund!
Deine
Bettina Maria Schuler
Yogalehrerin
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