Wie erkennt man Fortschritt im Yoga?
von Philipp (Redaktion) in Praxis

Wir bekommen öfter die Frage gestellt, wie man Fortschritte im Yoga erkennt? Da diese Frage eine sehr berechtigte und interessante ist, möchte ich mit diesem Blogartikel gerne ein paar Gedankenanstöße geben.

Zunächst einmal sollte gesagt werden, dass es ein weit verbreitetes und von einigen Medien und Lehrern leider gefördertes Missverständnis ist, dass ein fortgeschrittener Yogi jemand ist, der komplizierte Verrenkungen mit seinem Körper anstellen kann. Wenn inneres Glück mit der Flexibilität des Körpers korrelieren würde, dann müssten ja die Schlangenmenschen im Zirkus alle erleuchtet sein.

Ein gutes Körpergefühl ist natürlich sehr förderlich für Zufriedenheit im Leben, denn Geist und Körper arbeiten zusammen. Das kann man aber auch haben, ohne kalt und aus dem Stand seine Zehen berühren zu können. Ich habe mal den schönen Spruch gehört: "Im Yoga geht es nicht darum die Zehen zu berühren, sondern darum, was Du auf dem Weg nach unten über Dich lernst." Das ist auch der Grund, warum es wir bei YogaMeHome bewußt auf die Unterteilung der Videos in Levels verzichtet haben und uns stattdessen für einen Schwitzfaktor entschieden haben, der schlicht aussagt, wie körperlich anstrengend eine Klasse ist.

Wie erkennt man nun Fortschritt im Yoga?

Grundsätzlich ist es gar nicht leicht zu sagen, wer fortgeschritten ist und wer nicht. Als ein Kriterium würde ich die Achtsamkeit bezeichnen. Wie achtsam geht jemand durch seinen Alltag? Bist Du Dir zu jeder Zeit bewusst, was in Dir vorgeht und kannst Du damit umgehen? Oder bist Du eher Spielball Deiner Gefühle und hangelst Dich - meist wie auf Autopilot - von Tag zu Tag. Kannst Du Deine Ziele im Leben verfolgen und gleichzeitig mitfühlend Dir selbst und anderen gegenüber sein? Bist Du also in Balance? Weiters bezieht sich die Achtsamkeit nicht nur auf Dich selbst.

Große Yogis waren sich stets ihrer Beziehung zu ihrer Umwelt bewusst. Sie erkannten den Zusammenhang des individuellen und des kosmischen Seins und dass beide letztlich eins sind. Was das wirklich bedeutet, ist mit Worten schwer zu erklären, weil es jenseits des intellektuellen Geistes liegt, der mit Worten arbeitet. Dazu musst Du meditieren, geduldig, viele, viele Stunden lang. Und wenn Du diesen Zusammenhang einmal gesehen/gespürt hast, heißt es leider noch nicht, dass Dir dieses Bewusstsein bleibt. Auf dem Yoga-Weg gehen die meisten von uns immer zwei Schritte vorwärts und dann wieder einen zurück. Bei mir ist das jedenfalls so. Das äußert sich dann in jenen Momenten, in denen ich mir denke: "Hey, diese (oder jene) Lektion hattest Du doch schon mal kapiert und jetzt tappst Du schon wieder in die Falle?" Ich habe mich inzwischen damit abgefunden. Es gibt ja auch gute Bücher, die man zwei Mal liest.

Achtsamkeit - immer und überall

Dazu gibt es eine gute Übung. Versuche täglich und ständig Deinen Körper zu spüren. Auch wenn Du mit anderen sprichst, bei der Arbeit bist oder sonstwas machst, womöglich Yoga ;). Sei Dir stets bewusst, was in Dir vorgeht und bleibe achtsam. Das wird anfangs sehr schwierig sein und Du wirst es oft vergessen. Aber wenn Du immer wieder zurückkehrst, wenn Du daran denkst, bist Du auf dem richtigen Weg. Es hilft zum Beispiel, Dir ein kleines Zeichen auf die Hand zu malen, dass Dich daran erinnert. Du musst nicht ständig auf das Gespürte reagieren. Im Gegenteil, schau es Dir einfach nur an und lass dann nur jene Gedanken und Gefühle zu Taten werden, die für Dich selbst und/oder andere förderlich sind. Das bedeutet Yoga im Alltag zu leben. Yoga von der Matte runter und ins Leben zu tragen. Da wo es hingehört, wie ich finde.

Wenn Du das über einen längeren Zeitraum praktizierst, wird etwas ganz wunderbare passieren: Die Beziehungen zu Deinen Mitmenschen werden sich verbessern. Oder wie es einer unserer Lehrer, R.Sriram, mal sinngemäß gesagt hat:

"Fortgeschritten bist Du dann, wenn sich die Qualität Deiner Beziehungen zu anderen Menschen stets verbessert."

Noch ein Tipp zum Schluss: betrachte Yoga in seiner Gesamtheit. Lies die alten Schriften, übe Dich in Meditation und Pranayama und mache regelmäßig Deine Asana-Praxis. Oft werden im Yoga nur die Asanas geübt. Das greift zu kurz. Um wirklich zu verstehen wer oder was Du bist und was Deine Beziehung zur Umwelt ist, musst Du die Augen schließen und nach innen schauen. Sei geduldig und lass Dich nicht von Rückschlägen entmutigen. Wir alle haben Tage, an denen unser Geist herumspringt wie ein junger Affe im Wald und gar nichts geht. An diesen Tagen übe Asanas. Am nächsten Tag, wenn es wieder besser geht, übe Asanas und Meditation. Am dritten Tag übe Meditation und am vierten Tag mache etwas, was Du wahrscheinlich noch nie getan hast: setze Dich morgens zum Sonnenaufgang auf Dein Kissen und stehe vor Sonnenuntergang nicht wieder auf und sorge dafür, dass Du nicht gestört wirst. Hihi, dazu fällt mir ein netter Sketch von Loriot ein, der im weitesten Sinne passt. Schau mal hier.

Ich hoffe meine Gedankeleien zum Thema bieten euch ein paar Denkanstöße. Ich freue mich auf Eure Kommentare. Was glaubst Du? Wann ist jemand ein fortgeschrittene/r Yogi oder Yogini?

Nachtrag: Von unserer Lehrerin Birgit kam gestern noch ein Kommentar zum Thema, der es wunderbar auf den Punkt bringt. Sie sagte:

"Fortschritt im Yoga merkt man daran, dass die eigenen Wünsche weniger werden."

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Philipp (Redaktion)

Philipp Strohm ist Gründer von YogaMeHome. Wenn er nicht gerade mit seiner Kamera auf Tour ist, um die Lehrer-Perlen der deutschsprachigen Yoga-Welt zu finden, dann lebt er mit seiner Familie in Wien.

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