Räuchern mit heimischen Kräutern: Wirkung, Tipps und Anleitung
von Hannelore Kleiß in Inspiration

Das Räuchern ist ein schönes Ritual, um zuhause zur Stille zu finden, Räume energetisch zu reinigen oder die Stimmung für eine Yogaklasse zu setzen. Das Wie, Womit und Warum des Räucherns erklärt uns Kräuter-Expertin Hannelore Kleiß.

Räuchern kann Dir helfen, Dich zu entspannen, zu stärken, die körperliche Lust anzuregen, die Liebe zu vertiefen, still zu werden oder Dich einfach am Leben zu freuen. Deswegen möchte ich Dich hier in die Welt des Räucherns mitnehmen.

Der Brauch des Räucherns ist uralt

Woher das Räuchern kommt, lässt sich gar nicht genau sagen. Denn in allen Weltreligionen wird geräuchert.  In vielen Kulturen und auf allen Kontinenten wurden uralte Spuren gefunden. Schon in den Gräbern der Neandertaler z. B. fanden die Forscher Beifuß-Bündel, eine der wichtigsten heimischen Räucherpflanzen.

In unserem Kulturkreis ist das Räuchern hauptsächlich mit der Weihnachtszeit verbunden. Die Nächte nach der Wintersonnenwende am 21. Dezember galten dem alten Mondkalender nach als "Zeit zwischen den Zeiten". Das ist die Zeit der Rauhnächte, oder auch Rauchnächte. In dieser Zeit, so die Überlieferung, soll es besonders leicht sein, mit anderen Wesen Kontakt aufzunehmen. Die Tore zu anderen Welten stehen weit offen. Ältere Menschen erinnern sich daran, dass es hieß, man höre im Stall die Tiere reden und man solle ein Licht ans Fenster stellen, um das Dunkel zu vertreiben. Das Räuchern ist ein wichtiges Ritual, das diese Nächte begleitet.

Hast Du Lust, mehr über die Rauhnächte zu erfahren? Dann schau mal in diesen Artikel: Rauhnächte: Wie du die magische Zeit bewusst erleben kannst

Warum räuchern wir? 

Die Wirkung von Räuchern ist sehr vielfältig und kann unterstützend bei vielen Belangen des Alltags oder bei Ritualen eingesetzt werden.

Geräuchert wird,

  • um Räume zu desinfizieren. Gerade der Winter ist ja die Zeit der Erkältungen.
  • um Räume energetisch zu reinigen. Vielleicht kennen manche von Euch das Ritual des Weihnachtsputzes.
  • um die Kraft der Pflanzen in die Wohnung oder ins Haus zu bringen.
  • um uns mit guten Mächten, mit dem Göttlichen zu verbinden und
  • uns vor dunklen Mächten zu schützen.
  • um Sorgen und Ängste mit dem Rauch ziehen zu lassen und uns zu stärken.
  •  … und einfach aus Freude daran.

Ich persönlich räuchere gerne, wenn ich den Eindruck habe, da ist dicke Luft, weil gerade gestritten wurde oder jemand richtig aufgeladen oder mies gelaunt auf  Besuch war. Und ich räuchere auch gerne nach dem Hausputz. Das ist ein schönes Abschlussritual.

Drei heimische Kräuter und Pflanzen zum Räuchern im Winter

Vielen ist das Räuchern mit orientalischem Weihrauch, indischen Räucherstäbchen oder amerikanischem Präriesalbei vertraut. Ich bin ein großer Fan heimischer Räucherpflanzen und möchte Dir gerne drei davon näherbringen, die gerade im Winter sehr wohltuend sind.

Fichte

Schützt, gibt Geborgenheit, befreit, richtet auf

Seit Urzeiten wird der Rauch von Holz, Nadeln und insbesondere vom Harz der Fichte zur Reinigung und Desinfektion eingesetzt. Pulverisierte Rinde oder Holz eignen sich hervorragend für milde Räuchermischungen. Fichtenharz galt früher wie das Harz von Tanne und Lärche als „Waldweihrauch“ und war dem orientalischen Weihrauch gleichgesetzt.

Die Fichte wärmt, befreit und inspiriert. Sie macht das Herz weit und vermittelt Geborgenheit. Sie richtet auf und hilft, den eigenen Platz zu finden. Die Fichte klärt den Geist, fördert die Konzentration und stärkt die Nerven.

Wacholder

Reinigt, belebt, stärkt die Achtsamkeit, begleitet Veränderungen 

Der Wacholder ist der Schutz- und Lebensbaum. Ihm wurden auf der gesamten Nordhalbkugel magische Kräfte zugeschrieben. Seine Triebspitzen samt den Beeren werden seit jeher für kultische und medizinische Räucherungen verwendet. Wacholder wurde früher auch in Krankenzimmern und Stuben, in denen Menschen gestorben sind, verräuchert, um die Räume zu desinfizieren. Die Menschen wussten also schon sehr lange Zeit um seine antiseptische, keimtötende Wirkung. 

In unseren Breiten wurde dem Wacholder – ähnlich wie dem Weihrauch im Osten – eine große spirituelle Kraft zugesprochen, er öffnet den "heiligen Raum" für Rituale. Der „Wach-Holder“ hält wach, wie der Name schon sagt, und belebt. Wie der Holunder gilt er als Ort der Ahnen. Er ist hilfreich, um uns mit der Kraft der Ahnen zu verbinden.

Rosmarin

Wärmt, stärkt, klärt die Gedanken, macht frisch und munter

Der Name ist lateinisch und bedeutet "Tau des Meeres". In der Antike spielte der Rosmarin als Heilpflanze eine große Rolle. 

Rosmarin erwärmt uns besonders in der kalten, feuchten und trostlosen Jahreszeit von innen und schenkt uns Ausdauer, Mut, Kraft, Lebendigkeit und Beständigkeit. Zugleich ist er eines der wenigen Kräuter, die niedrigen Blutdruck ausgleichen und Herz sowie Kreislauf stärken. Rosmarin verhilft zu guter Konzentration und klärt die Gedanken. Bei Erschöpfung und Niedergeschlagenheit bringt er gestressten und überarbeiteten Menschen neuen Schwung. Rosmarin unterstützt Veränderung und fördert die Tatkraft. Zudem unterstützt er das Loslassen und die Trauerarbeit. 

Als Muntermacher sollte man Rosmarin nicht am Abend verwenden.

Wie räuchert man? Kohle, Stövchen oder Kräuterbündel

Welches Räucherzubehör Du verwendest, hängt vom Zweck ab und natürlich auch von Deinen persönlichen Vorlieben. Die verschiedenen Möglichkeiten stelle ich Dir hier vor:

Räuchern mit Kohle

Besonders geeignet für: Rauchharze und Räuchermischungen mit Harzen

Ein feuerfestes Räuchergefäß mit Sand, glühenden Kohlen und Räucherwerk empfehle ich, wenn Du die starke energetische Wirkung des Räucherns nutzen willst. 

Räucherharze sowie Räuchermischungen mit Harzen eignen sich besser für das Räuchern auf Kohlen als feine Pflanzenbestandteile.

Um eine Wohnung oder ein Haus auszuräuchern, gehst Du von Raum zu Raum und dort von Ecke zu Ecke. Lass Dir Zeit. Trau Deiner Intuition und verweile an manchen Stellen länger. Während oder nach dem Räuchern solltest Du auf jeden Fall lüften. Was der Rauch löst, soll ziehen können.

Räuchern mit einem Stövchen

Besonders geeignet für: feine Kräuter und Pflanzenbestandteile

Eine ganz einfache Form, sich die Kraft von Pflanzen in die Räume zu holen, ist, sie auf ein Stövchen mit einem Gitter zu legen und darunter ein Teelicht anzuzünden. Das ist für die feinen Pflanzenbestandteile wie z. B. Lavendel, Tannennadeln oder Thymian besonders gut geeignet.

Der Duft verströmt sich langsam, Rauchentwicklung ist kaum gegeben und Lüften ist nicht notwendig, da wir ja den Duft genießen wollen.

Räuchern mit einem Kräuterbündel

Besonders geeignet für: sehr trockene Pflanzen

Die bekanntesten Räucherbündel sind Salbeibündel. Sehr trockene Pflanzen mit einem hohen Anteil an ätherischen Ölen eignen sich für Räucherbündel. Das sind neben Salbei z. B. auch Lavendel und Beifuß. Auch damit kannst Du eine energetische Reinigung der Wohnräume machen oder einfach Deinen Yogaraum kurz reinigen und energetisieren.

Das Bündel dann wieder ausdämpfen, also austupfen wie eine Zigarette. So kannst Du es ein anderes Mal wieder verwenden.

Räuchern mit Räucherstäbchen und Räucherkegeln

Besonders geeignet für: schnelles Räuchern zwischendurch

Eine weitere einfache Form, um angenehme Düfte in einen Raum zu bringen und die Atmosphäre zu reinigen oder z. B. für eine Yoga-Einheit vorzubereiten, sind Räucherstäbchen und Räucherkegel. 

Sie sind einfach zu handhaben, weil sie an einem Platz stehen bleiben. Weniger geeignet sind sie, um damit durch die Wohnung zu gehen und sie ausräuchern. Bei Räucherstäbchen wäre es erforderlich, ein Gefäß mitzutragen, das die Asche auffängt. Beim Räucherkegel wäre die Rauchentwicklung zu gering.

Vertraue beim Räuchern auf Deine Intuition

Jede/r kann räuchern, dazu musst Du kein Profi sein. Ich kann empfehlen, zu räuchern, wann immer es Dir in den Sinn kommt. Denn dann macht es meist auch Sinn. Es ist ein sehr feinstoffliches, starkes Ritual. Das heißt, wir dürfen uns getrost auf unsere Intuition verlassen. Ich selbst denke natürlich in der dunklen Jahreszeit öfter daran, als im Sommer.

Wenn Du das selber machst, dann sprich in jedem Raum aus, was Du Dir wünschst. Niemand weiß das so gut wie Du. Vertrau voll Zuversicht auf die Kraft Deiner Wünsche und Deiner persönlich gesprochenen Gebete. Stell Dir vor, der aufsteigende Rauch nimmt alle Probleme und Sorgen, alles Schwere mit sich und unterstützt Dich bei Deinen Anliegen.

Viel Freude beim Räuchern und eine stärkende Zeit!

Hannelore Kleiß

Buchtipp: Räuchern zu heiligen Zeiten

Möchtest Du mehr übers Räuchern erfahren? Dann schau mal in das Buch “Räuchern zu heiligen Zeiten: Rituale im Jahreskreis” von Hannelore Kleiß. Dort stellt sie acht Jahreskreis-Feste mit wohltuenden und alltagstauglichen Ritualen und je drei heimischen Räucherpflanzen vor.

Wir wünschen Dir viel Spaß beim Ausprobieren!

Mehr Informationen zum Buch

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Hannelore Kleiß

Hannelore Kleiß lebt in Österreich und ist auf einem kleinen Bauernhof aufgewachsen. In der Natur zu sein ist für sie von Kindheit an eine große Quelle der Lebensfreude. Als Kräuterpädagogin und Naturbotschafterin gibt sie ihr Wissen begeistert weiter. Inspirationen aus der Natur übersetzt sie und formuliert daraus Einladungen und Fragen, die unsere menschliche Entwicklung begleiten können.

Mehr erfährst Du hier: http://www.kraeuter-coaching.at

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