Ayurveda-Kur: Welcher Kur-Typ bist du?
von Petra Wolfinger in Inspiration und Gesundheit

Wegfahren oder doch lieber zuhause? Welche Ayurveda-Kur die richtige für dich ist - basierend auf deinem Dosha (Ayurveda-Typ) - erklärt Ayurveda-Expertin Petra Wolfinger. Und: Wann ist eine Kur überhaupt empfehlenswert?

In den letzten Jahren häufen sich Angebote für Detox, Clean Eating, Fasten und alle anderen Formen der „Entgiftung“. Da fällt es gar nicht so leicht, die richtige Entscheidung zu treffen. 

Die Preise für eine Fernreise aber auch in einem hiesigen Kurhaus sind hoch. Und bei den Reisen nach Indien oder Sri Lanka ist der Aufwand mit Flug und Jetlag gar nicht so leicht zu verkraften. Eine gute Alternative sind da ambulante Ayurveda-Kuren, die man zuhause durchführen kann.

Aber welche Kur ist die richtige für mich?

Wie Du anhand Deines Doshas eine Kur-Form wählst, die Deinem Typus entspricht, möchte ich Dir hier zeigen. Doch zuerst: Wann ist es überhaupt nötig, eine Kur zu machen?

Warum sollte ich eine Kur machen?

Der Ayurveda geht davon aus, dass es gut ist, sich etwa einmal im Jahr zu reinigen. So wie Du Dein Beet im Garten von Unkraut befreist und dann die neuen Samen setzt, damit sie kraftvoll sprießen können.

Die Doshas - also Vata, Pitta und Kapha - sollen wieder an ihre angestammten Plätze zurückkehren, um keinen Schaden anrichten zu können.

Doch es ist kein „Muss“. Bei einer gesunden Lebensführung schafft es die Leber - unterstützt von ausreichend Bitterstoffen in der Nahrung -, sich innerhalb von 24 Stunden zu erholen. Da reichen schon die üblichen Fastentage zwischen Fasching und Ostern mit Verzicht auf Alkohol, Süßigkeiten und ungesunden Fetten.

Solche Wochen des Verzichts sind ein guter Impulsgeber, nach dem man seine Gewohnheiten nachhaltig ändert. Einen gesunden Lebensstil umzusetzen, fällt leichter nach einer Kur.

Welche Ayurveda-Kur ist die Richtige?

Es gibt verschiedene Arten von Ayurveda-Kuren. Nicht immer muss es gleich eine Panchakarma-Kur sein. Denn diese ist sehr intensiv und fordert viel vom Körper. 

Die Panchakarma Kur

Panchakarma bedeutet fünf Ausleitungsverfahren und basiert auf einer vorbereitenden, mobilisierenden und einer stabilisierenden Phase. Es ist eine Intensivkur, die eigentlich für 50 bis 100 Tage angelegt ist und äußere sowie innere Ölung und Ausleitungsformen wie das therapeutische Erbrechen oder Einläufe parat hält. Das ist keine Wellness-Kur und sollte nicht unterschätzt werden.

Man empfiehlt sie in der Regel bei chronischen Krankheiten wie Diabetes,  sowie Zuständen nach schweren Erkrankungen und Operationen. Auch bei Bluthochdruck oder Hauterkrankungen wie Neurodermitis kann eine Panchakarma-Kur helfen.

Eine solche Kur sollte nur in einer Klinik unter ärztlicher Aufsicht absolviert werden. Dabei ist es wichtig, sich Zeit zu lassen: Sechs Wochen sind angebracht, denn der Körper steckt eine intensive Kur nicht mal so eben weg.

Die Verjüngungskur

Die beste Kur für Menschen, die keine Grunderkrankungen haben und einfach nur mal entlasten möchten, ist die Rasayana Kur, die „Verjüngungskur“. 

Diese Form entlastet den Magen-Darm-Trakt durch eine gute leicht verdauliche Kost, stärkt Agni (das Verdauungsfeuer) und versucht auf sanfte Art den Körper zu entgiften. Unterstützend werden Massagen und Yoga eingesetzt.

Das Ergebnis ist eine neue Leichtigkeit, ein klarer Geist, schöne Haut - und oft der Wunsch, sich nachhaltig gesund zu ernähren. Die Rasayana- bzw. Verjüngungskur kann auch bei hohen Cholesterinwerten unterstützend wirken.

Zuhause oder im Retreat: Welche Kur-Form ist für mich geeignet?

Bei der Wahl der Ayurveda-Kur stehen grundsätzlich drei Formen zur Auswahl:

  • zu Kur nach Indien, Sri Lanka oder ein anderes fernes Land reisen
  • in ein Kurhaus in Deutschland, Österreich oder Nachbarländern fahren
  • die Kur zuhause durchführen mit professioneller Anleitung (ambulante Kur)

Welche Form Dir am meisten liegt, hängt auch von Deinem Ayurveda-Typen, dem Dosha ab.

Für Vata-Typen:

Wenn Du viel Vata in Deiner Konstitution hast, dann bist Du unternehmungslustig, reist gerne und lernst immer wieder neue Kulturen und Menschen kennen. Du liebst die Wärme und es tut Dir gut, wenn alles gut strukturiert ist und sich ein Therapeuten-Team um Dich kümmert.

In dem Fall ist eine Kur in einem Kurhaus durchaus empfehlenswert, gerne innerhalb Europas. Denn der Nachteil einer Kur in der Ferne ist oft der lange Flug und der daraus resultierende Anstieg von Vata. Aber es macht Vata deutlich weniger Stress, wenn sich Vata nicht um alles kümmern muss.

Hat Vata aber eine Pitta- oder auch Kapha-Freundin, die mitmacht, ergänzt sich das während der ambulanten Kur zuhause auch gut. Und der Austausch (das Darüberreden) ist für Vata wichtig.

Kennst du Deinen Ayurveda-Typ noch nicht? In diesem Artikel findest Du mehr Infos, um ihn zu bestimmen:

Doshas des Ayurveda - wie Du sie für Dich nutzt

Für Pitta-Typen:

Pitta ist sehr gut organisiert und kann sich gut in eine ambulante Kur einbringen. Pitta liebt Vorgaben, die man umsetzen kann. Das erleichtert auch das Implementieren von Maßnahmen über die Zeit der Kur hinaus. Wenn ich eine Kur zuhause mache, weiß ich gleich wie viel Zeit ich zukünftig für meine neue gesunde Lebensführung benötige.

Zudem ist es Pitta an manchen Orten einfach zu heiß. Da bleiben wir dann doch lieber in den eigenen Breitengraden und kuren in einem schönen Kurhaus. Der Preis ist, wenn man alles zusammen rechnet, ähnlich.

Oder ich kure zu einem Zeitpunkt, der arbeitstechnisch gut passt, bei mir zuhause und suche die Massage-Praktikerin meiner Wahl auf.

Für Kapha-Typen:

Kapha reist grundsätzlich nicht so gerne und hat auch nicht immer das Bedürfnis nach regem Austausch mit anderen Kurgästen. Kapha freut sich, wenn auch nach langer Planung und reiflicher Überlegung, eine Kur zuhause zu machen.

Hier braucht es ein paar Impulse, um auch in Bewegung zu kommen. Gute Rezepte zum Nachkochen und am besten eine Pitta-Freundin, die einen unterstützt, damit die Komfortzone (das Sofa und die Schokolade) nicht so stark rufen.

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Welche Jahreszeit ist am besten für eine Kur?

Die besten Jahreszeiten sind das Frühjahr oder der Herbst.

Im Frühjahr kann das im Winter angesammelte Kapha gut ausgeleitet werden. Das fällt uns jetzt leichter, weil der Frühling kommt, die Tage heller werden und wir mehr Leichtigkeit verspüren. 

Im Herbst können wir nach einem heißen Sommer die angesammelte Pitta-Hitze gut aus dem Körper leiten und das Agni (Verdauungsfeuer) für die kommende Winterzeit stärken. Kürbis und andere erdende Lebensmittel sind hier ideal, so auch das leicht verdauliche Kitchari.

Tipps für Deine Ayurveda-Kur

  • 1x pro Jahr eine Kur: Grundsätzlich ist eine Rasayana Kur einmal im Jahr ratsam. Es wirkt wie ein Retreat und gibt wieder neue Impulse. 
  • Alleine eine Kur machen: Manchmal tut es gut, den Weg der Reinigung alleine zu gehen, weil wir oftmals nicht wissen, von was wir entgiften, entlasten und was uns vielleicht auch belastet. Da kann viel “raus- kommen”, von dem wir nicht wussten, dass es „drin“ ist. Dann ist eine allein absolvierte Kur unter guter therapeutischer Betreuung meine Empfehlung.
  • Es muss nicht unbedingt eine Kur sein: Man muss nicht immer ausleiten. Auch ein Reissuppentag und 2 Liter leicht gesalzenes Wasser können den Organismus sehr gut entlasten, ohne Stress zu bereiten. 
  • Nicht stressen lassen: Nehme Dir Zeit für Deine Kur, denn im Stress kann man nicht loslassen. Da halten wir alles zurück, um Kräfte zu sparen. 
  • Es geht nicht ums Abnehmen, sondern ums Loslassen aller ungesunden Einflüsse: Es geht nie nur um das Gewicht, es geht um all das, was wir uns manchmal zuführen, wohl wissend, dass es vielleicht nicht die höchste Qualität ist. Dies gilt für Nahrung (was uns nährt), Arbeit, Emotionen, Freunde, digital influence, also neue Medien. Alles muss verdaut werden: Was ich sehe, höre, schmecke....
  • Und nach der Kur: Eine gute Kur ist die, nach der ich automatisch das Bedürfnis habe, gut für mich zu sorgen, frisch, regional, bio und mit Liebe zu kochen und auf allen Ebenen auf mich acht zu geben. Denn eine Kur möchte das Sattva stärken, das die mentale Eigenschaft von Makellosigkeit, Ausgeglichenheit und Klarheit verkörpert. Sattva ist die psychomentale Ebene, die Freude und Charisma bringt und in der ich die Früchte ernten kann, die ich gesät habe. 

In diesem Sinne „Kur gut, alles gut!“

Eure Petra

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Petra Wolfinger

Petra Wolfinger lebt und liebt Ayurveda. Sie ist Repräsentantin der Europäischen Akademie für Ayurveda. Petra hält international Vorträge, gibt Aus- und Fortbildungen und betreibt seit über 12 Jahren ein eigenes Ayurveda Studio.

Wenn du Petra Wolfinger gerne persönlich konsultieren möchtest, findest du hier den Kontakt zu ihr.

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